Verfasst von: kosta232 | August 17, 2010

Von Quito nach Lima und ein bissl mehr

Servus allerseits,

sodele, wie in der letzten Updaterundmail versprochen, soll es hier mal wieder ums reisen gehen mit mehr Bildern von Landschaft und Mopped als von mir.
Es geht in Riesenschritten nach Sueden.

In Quito habe ich dann nur einen Tag verbracht, habe es aber geschafft noch Abends mit Diego wegzugehen. Erst waren wir in der Altstadt, die wirklich ueberraschend schoen war, zur 200-Jahrfeier Equadors.

Danach ging es noch in einen Salsaladen. Ich war ziemlich besorgt, dass ich da mit meinen Motorrad-tshirts etwas underdressed sein wuerde, aber es hat keinen gestoert. Es war vllt die entspannteste Klubatmosphaere, die ich je erlebt habe und die Musik war naturgemaess echt gut. Schade, dass Kristin nicht dabei war.
Mit Diego hab ich dort einen wirklich guten Kerl kennengelernt, ich wuensche ihm alles Gute und hoffe, dass er ueber seine Arbeit als Moppedmechaniker nicht die Spass am Motorradfahren verliert.

Nach Quito ging es mal wieder schnellsmoeglich durch Equador. Im Grunde schade, es scheint ein tolles Motorradland zu sein. Eine Sache stoert mich allerdings etwas. Auch andere Reisende in Suedamerika haben mir bestaetigt, dass sie sich am unsichersten in Equador gefuehlt haben.
Ich kann das nur bestaetigen. Gerade Quito ist im touristischen Teil nicht ungefaehrlich. Neal, der Biker aus USA wurde am hellichten Tag ausgeraubt und das nicht auf die nette Art.
In einer kleineren Stadt hat mich ein Auto mit 3 jungen Maennern mehrmals ueberholt und versucht mich fuer „Fotos“ zum Anhalten zu bewegen. Bei ihrem letzten Versuch haben sie mich so an den Rand gedraengt, dass ich bremsen und dann links an ihnen vorbei musste. Ich weiss bis heute nicht, ob sie wirklich nur Bilder machen wollte, aber ich bin ganz froh es nicht herausgefunden zu haben.

Am dritten Tag nach Quito bin ich also wieder ins Land der Glotzer und Huper gekommen.

Inzwischen, nach ein paar Tagen in Peru sehe manche Unannehmlichkeit mehr als Herausforderung. Es sind und bleiben Bauern und haben mit Sicherheit das unterentwickelste Bewusstsein fuer Umwelt, aber es ist auch das Land an dem man sich am ehesten messen kann. Mal sehen wie Bolivien wird, aber fuer nen ordentlichen Kulturschock ist Peru perfekt.

Der Tag an dem ich ueber die Grenze bin war ein ganz spezieller. Ich haette nicht gedacht soetwas hier zu erleben:
Auf dem Weg zur Grenze ist meine Tachowelle gerissen, an sich kein Problem, aber da ich die Kilometeranzeige auch zur Orientierung verwende, muss es repariert werden.

Mein erster Stop fuehrt mich zu einem freundlichen Chinaimporteur. Im Grunde muss es doch auch etwas gutes haben dass die Brueder alles kopieren. Ich muesste dort auch die passenden Ersatzteile bekommen…

Dort musste ich feststellen, dass nicht nur die Welle gerissen ist, sondern auch noch Reste im Geber an der Achse sind und nicht zu entfernen sind.
Naja, naechster Stopp, Ersatzteilladen fuer ne neue Welle. Zur grossen Verblueffung passende gefunden.
Danach neuen Reifen gesucht und nach nur 5 Laeden einen passenden gefunden.
Um fuenf Uhr gehts zum Yamahahaendler, vllt hat der ne Idee mit dem kaputten Teil. Natuerlich nicht, aber er schickt mich in eine Maschinenbauwerkstatt. Ein Schuppen voll mit alten Drehbaenken und Schweissgeraeten. Unglaublich dass es nicht zu staendigen Arbeitsunfaellen kommt, weil jemand ueber rumliegende Achsen und Werkzeuge faellt. Auf jeden Fall komme ich kaum zum erklaeren, was ich haben will und das Ding verschwindet im Laden..
Nach ner guten Stunde bekomme ich das Teil voellig zerfraest wieder. Es stellt sich heraus, dass sie den Bolzen, der die drei Teile im inneren haelt nicht herausbekommen konnten, also haben sie ihn weggebohrt. Allerdings eher mit nem schweizer Taschenmesser als mit einer Bohrmaschine. Das Gewinde auf die die Welle geschraubt wird ist auch voellig im Eimer.
Zu guter Letzt haben sie einfach in axialer Richtung die Huelse so lange abgeschliffen bis der Teil mit den Wellenresten weg war, da sie die Reste aus der Huelse nicht herausbekommen haben. Prima. Perfekt vollendeter peruanischer Maschinenbau!

Naja zurueck zum Haendler wo noch meine Maschine steht und schnell alles zusammengebastelt.
Ich habe es also geschafft, an einem Tag einen Grenzuebertritt, 300km, einen Reifenkauf und eine mittlere Reparatur durchzufuehren. Und das in Peru. Wenn das mal nicht die Mess-Latte hochlegt!

In Puira bin ich dann mal wieder auf Reisende auf einem „Mothership“ (vollbebackte GS1200 mit alles was es an Zubehoer bei Touratech gibt) begegnet. Es sind zwei Spanier und da sie gerade die Stadt verlassen verabreden wir uns fuer einen Kuestenort weiter suedlich.

Auf dem Weg:

In Huanchaco, in dem Ort fuer den wir uns verabredet haben, wechsle ich mal wieder meinen Hinterreifen. Die MT60 haben mir gut gefallen, haben auch ueber 10 000 km gehalten, sind jetzt zum schluss aber ungleichmaessig abgefahren! Ob das etwas mit meinem hinteren Fahrwerk zu tun hat? Jetzt kommen taiwanesische „DURO“ auf die Felge und sie sehen sehr gut aus. Ich bin gespannt, wie sie sich fahren:

Jedesmal wenn ich an dem Motorrad arbeite bin ich fasziniert von diesem Anblick: Man stelle sich einfach mal vor was hier unten alles passiert wenn ich durch Sand, Schlamm, Erde und Wasser damit fahre. Das mag etwas nerdig sein, aber ich finde es ist vllt mit die schoenste Perspektive auf mein (Offroad-) Bike.

Erfreulicherweise hat es geklappt mich mit Alfredo und Kristina zu treffen und wir verbringen einen schoenen Abend. Die beiden wollen in 12 Monaten die Welt umrunden (ohne Afrika) und haben einen engen Zeitplan. Sie sind sehr nett und bringen mir ein bissl spanisches Spanisch bei. So langsam hab ich von der Sprache echt die Schnauze voll. In jedem Land darf man einen Haufen Woerter neu lernen.

Den naechsten Tag chillen wir erstmal und ich nutze die Zeit um etwas Wellenreiten zu lernen.

Leider ist hier wegen verschiedener optischer Effekte nicht deutlich zu erkennen das die Wellen in Wahrheit drei Meter hoch sind. Zusaetzlich waren die Bedingungen aussenherum nicht allzu prall. Vor allem aber der kalte Wind und die vielen Felsen im flachen Wasser, auf die man unweigerlich faellt reduzierten den Spass etwas.
Ich wuerde eine weitere Moeglichkeit diesen Sport zu lernen nicht ausschlagen aber ich glaube ich bin eher Biker als Surferboy.

Am naechsten Tag gings dann mit zwei Maschinen nach Sueden und in einer langen Etappe bis in die Berge.
Auf dem Weg konnten wir, nach Bestechung des Personals, noch eine Ruine (Chan-Chan) bestaunen, die vor allem durch die Groesse beeindruckte.

Im Grunde kann man sich das so vorstellen wie acht bis zehn Fussbaldfelder nebeneinander die jedes fuer sich von einer 6 bis 7 Meter hohen Mauer umgeben sind. Innerhalb sind dann flachere Mauern, die die einzelenen Plaetze und Haeuser voneinander abgrenzen.
Auf dem Bild sind beide Arten von Mauern zu sehen und Alberto dient als Massstab.
Ansonsten keine ueberraschungen was Ornamente (Voegel etc.) und Figuren (Krieger mit breitem flachen Gesicht) betrifft. So wie man es von Suedamerika erwarten wuerde.

Die Fahrt sollte uns ins Gebrige und zu einem eindeutigen Hoehepunkt meiner Reise fuehren! Von der Kueste ging es durch eine Schlucht („Valle del Pato“) und durch ueber 30 enge unbeleuchtete Tunnel auf 3500 Meter. Gluecklicherweise sind wir auf dieser Strecke LKWs nur in den offenen Abschnitten begegnet, ich weiss nicht ob der LKW wegen uns zurueckgesetzt haette…

Mothership mit Spaniern

Nach der Schlucht ging es entlang der Cordillera Blanca nach Sueden bis nach Yungay, wo ich von Pete und Bruce noch eine Hostalempfehlung hatte. Und die hatte es wirklich in sich. Auf einem Huegel direkt unterhalb der 6700 und 6800 Meter hohen Gipfel liegt „Charlies House“ ein Edel-Hostal mit ausgezeichneter Aussicht und Kueche. Ich hab am Anfang die Preise missverstanden. Statt 36 Soles (10 Euro und normaler Preis fuer Doppelzimmer) waren es 236 Soles fuers Doppelzimmer, nur gut dass ich mal wieder im Dorm geschlafen habe. Die armen Spanier die nach der ersten Nacht aus allen Wolken fallen bekommen einen ordentlichen Preisnachlass auf 100 Soles die Nacht.

Etwa 1 km vor dem Hostal legen sich sie Spanier hin und mit einem Fuss rupft Alberto den Drosselklappensensor vom Lufteinlass. Das folgende Bild ist einfach ein Genuss fuer Yamahafahrer.

Ich weiss nicht ob man bei dem kleinen Bild alles erkennen kann, aber mein Muli schleppt grad ne GS1200 ab! Wenn jemand das Bild fuer irgendwelche Motorradforen braucht, einfach kurze mail an mich. Habs als 4000×3000 Pixel-Bild hier.
Am naechsten Tag haben wir dann uns gleich ans Reparieren gemacht. Wann bekommt man schon mal die Moeglichkeit an einer BMW rumzuloeten.

Im Vordergrund sieht man uns, der Rundbau ist das Dorm und dahinter einer der Gipfel in Sichtweite des Hostals.
Jedenfalls hatten wir sie bis zum Mittag wieder so weit, dass man oberhalt 2000/min fahren konnte. Also nix wie los zum Pass! Es sollte eine der Fahren bisher ueberhaupt werden!
Endlich wieder eine schoene Offroadpiste mit der richtigen Mischung von Sand und Stein.

Bergsee:

Die Strasse zum Pass war ein echter Genuss und fuer mich, da ich in Begleitung war, eine Moeglichkeit alles aus dem Muli rauszuholen. Viele der Kurven konnte ich auf einem durchdrehendem Hinterrad durchfahren. Das ist mir so kontrolliert und reproduzierbar noch nie gelungen. Im Uebrigen fahren sich die „DURO“ auch ganz fantastisch auf solchen Wegen. Auf der Strasse haben sich die Pirelli etwas besser angefuehlt. Jetzt muessen sie nur noch eine vernuenftige Laufleistung bringen.
Nach all den Kilometern auf Asphalt war es toll mal wieder im Dreck unterwegs zu sein.

Nach diesem Tag mussten wir leider wieder raus aus der Cordillera und weiter nach Sueden. Ziel war Lima. Es sollte kein allzu guter Tag werden. Meine Tachowelle machte wieder Probleme, Kristina war krank und sonst lief auch vieles schief auf der Fahrt. Die Spanier haben auch ihren Oelkanister verloren und ich beinahe meine Schuhe.
In Chancay wollte „Lola“, die GS, gar nicht mehr und ging einfach nicht mehr an. Wir haben es ruhig angehen lassen und erstmal ein Hostal gesucht.
Ich hab mein Glueck noch an einer Reparatur versucht, aber was soll man schon an einem Motorrad reparieren, das noch nicht mal mehr Sicherungen hat, sondern nur noch eine zentrale Elektronikeinheit die alles ueberwacht? Ohne Diagnosegeraet kann man das Monster bestenfalls waschen!
Ich liebe meine XT!

Am naechsten Tag habe ich mich dann leider von den Spaniern trennen muessen, sie sind auf der GS, die ploetzlich wieder ansprang (soviel zur logischen Loesungssuche) nach Lima und ich hab Lima meiden wollen. Sie werden wohl auch ein paar Tage dort verbringen, da sie auf ihrer Reise verschiedene soziale Projekte besuchen und bei Firmen dafuer werben. Es ist wirklich schade und ich hoffe sie wiederzusehen, da wir die gleiche Route vor uns haben. Sie wollen sogar noch vor mir in Santiago ankommen, dabei haben sie die Highlights Suedperus noch gar nicht gesehen.
Der Weg nach Lima war recht beschwerlich, eine neue Rolle musste ich auf der Fahrt einbauen (siehe Kolumbienberichte) und die Sichtweise war teilweise unter 30 Metern. Ich habe solch dichten Nebel noch nie gesehen.
Hier habe ich an einer Stelle, die licht genug war um anzuhalten mal ein Bild von meinem treuen Begleiter gemacht.

Lima selbst habe ich gemieden und mich einfach an der Panamericana durch die Stadt gehangelt. Am gleichen Tag bin ich dann noch in richtiger Kaelte an der Kueste entlang nach Ica bzw Huancochina einer Oase in der Wueste, die da sie etwa 50 km weg vom Meer liegt etwas waermer ist.

In dem Moment wo ich mein Motorrad abgestellt hatte, sollte eine Tour in die Wueste starten und ich hab gelernt solche Moeglichkeiten lieber zu nutzen als im Nachhinein darueber nachzudenken. Also ging es mit dem Buggy raus in die Wueste:

Sandboarden war auch mit dabei und ganz spassig. Ich finde es ist doch ein grosser Unterschied zum Snowboarden. Der Stil erinnert etwas an die Surfboardingsession.

Oase:

So, nachdem ich heute den Tag in einem warmen Internetcafe verbracht habe, fuehle ich mich wieder fit genug um weiterzufahren. Naechstes Ziel: Bolivien.
Und weils so schoen war sei euch allen mal der sentimentale Quatsch erspart, schaut euch lieber noch mal die Bilder an.


Antworten

  1. Hey, dieses Mal bin ich ja die Erste!
    Dabei hab ich nur eine Frage: Wer hat Dich in den 3 (nein mind. 5 wenn nicht sogar 7!) Meter hohen Wellen und im Sand gedoubelt? ; )
    Leider kann man die Abschleppaktion nicht so gut erkennen, aber Du möchtest sicher nur die „Egos“ der BMW-Fahrer schonen. Ansonsten sind die Bilder echt spitze geworden!
    Gute Fahrt weiterhin!
    LG

  2. Hi Kosta,

    der neue Header ist umwerfend…
    Ich kann nur erahnen, wie der Moment selber war.

    Besonders gut gefällt mir natürlich auch der Schwertransport.

    Viel Spaß weiterhin,

    Janis

  3. Mein Favorite ist die Piste zum Berg mit Rückspiegel und Berg drin. Siehste jetzt fängt jeder schon an ein Bild sich aus zu suchen, hahaha.


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