Verfasst von: kosta232 | Juli 6, 2010

Nordwaerts plus 1!

Anstrengung

Sodele,
Das letzte Mal musste ich ja um meine tolle Einleitung anfuehren zu koennen, schon ein wenig vorgreifen. Ich hatte bereits eine Episode beschrieben, die eigentlich in diesen Beitrag gehoeren sollte.
Hier will ich also noch mal anfangen, wo ich Peru verlassen habe.
Von Peru bin ich in wenigen Tagen ueber Equador nach Bogota gefahren um Kristin abzuholen. Sie will mir mir den gesamten Juli hier verbringen und meine Art des Reisens mit dem Motorrad kennenlernen.
Equador, hatte ich ja schon bemerkt, ist ganz anders als Peru. Es gibt Klopapier und Seife und die Autos sehen neuer aus. Die Menschen sind etwas entspannter, die Landschaft sehr gruen, mehr huegelig als Bergig und es regnet jeden Tag (was vermutlich mehr mit meinem persoehnlichen Glueck zu tun hat, als mit dem wirklichen Klima).

Interessanterweise habe ich im Internet erfahren, dass Equador, ganz anders als der erste Eindruck verspricht, eines der aermsten Laender Suedamerikas ist. Wikipedia behauptet es kommt gleich nach Bolivien, aber das kann ich noch nicht so richtig glauben.
Jedenfalls bin ich nach dem Grenzuebertritt in drei Etappen bis nach Quito gekommen.
Dazu bin ich meist sehr frueh los, um die fruehe Morgensonne zu nutzen und nach hinten raus (also am Abend) noch etwas Zeitreserven zu haben.

Auf jeden Fall ist Motorradfahren in Equador ein Genuss. Schoene, breite, gut asphaltierte Strassen machen das Fahren auf den Hauptrouten einfach aber schoen.
(keine Angst Off-Road-Gemeinde, ich freue mich noch immer ueber schoene trails und Dirtroads, aber wenn man zum schnell vorwaertskommen ne Alternative hat, ist das ne Menge wert!)
Die drei Tage waren also von vielen Kilometern und den damit verbundenen Folgen (Muedigkeit (s.o. Bild) und Rueckenschmerzen) gepraegt.

Auf meinem Weg kurz vor Quito konnte ich dann wie oben zu sehen ist, einen kleinen Geburtstag feiern. Fairerweise muss ich sagen, dass ich nur einen Bruchteil selber mit der XT gefahren bin (bis dahin ca. 11000 km) aber so problemlos wie der Muli zzt laeuft glaube ich fest an weitere 60 000 km in seinem Sattel.

Wenn ich allein unterwegs bin versuche ich inzwischen so oft wie moeglich die Bekanntschaft lokaler Biker zu machen. Dank Horizont Unlimited, einer Homepage fuer eine Internationale Bikercommunity, kann man sehr einfach mit allen registrierten Bikern in einer Region oder Stadt Kontakt aufnehmen.
Aus Quito habe ich sehr viele Antworten erhalten, leider zu viele um mich mit allen zu treffen. Die ersten die sich gemeldet haben waren „Ricardo Rocco“, mir aus einem Buch bekannt, „Luigi“ ein sehr netter Kerl den ich treffen konnte und mit dem ich ein paar Trails machen will, wenn ich wieder zurueck fahre und zuletzt Diego ein netter Kerl genauso alt wie ich, der mir einen Schlafplatz und seine Werstatt angeboten hat.

Sie war sehr sauber und ordentlich, dass ich mich geschaemt habe mein dreckiges, tropfendes Bike darin abzustellen. Wir haben einen Abend auch drei Stunden dran gearbeitet. Neue Bremsbelaege hinten (haben nur 12 000 km gehalten!), abgeschmiert, Luftdruck erhoeht (fuer die zusaetzliche Last), Oel und Oelfilter gewechselt.
Ausserdem konnte ich bei Ihm waschen (nette Familie!) und ne menge Gepaeck deponieren. Ich muss einige Abstriche machen, wenn Kristin noch mit drauf passen soll.
Jedenfalls habe ich mir in Quito einen Ruhetag gegoennt. Die Stadt selber ist wirklich gross und Orientieren gar nicht so einfach. Ohne GPS sind die einzigen verlaesslichen Informanten die Taxifahrer. Aber wenn sie an jeder Ampel schon glotzen, koennen sie mir ja gleich ein paar Fragen zum Weg beantworten. Dafuer sage ich ihnen dann auch die Groesse meines Hubraumes.(Worauf die hier total stehen..)
Hier kann ich auch mal zugeben, was es teilweise fuer ein Genuss ist, das dickste Motorrad am Platz zu haben. In Deutschland kann man mit ner alten, dreckigen XT nun wirklich keinen beeindrucken, aber hier reicht das allemal (wobei es in Kolumbien dann wieder anders ist, hier bin ich schon mal nacheinander von ner neuen FZ1, einer neuen KiloFazer und einer neuen R1 ueberholt worden. Ich hatte ganz vergessen wie breit Motorradreifen sein koennen…)
Zurueck zu Quito. Quito ist riesengross und eine der beiden Innenstaedte (wo die meisten Hostals sind) so voll mit Restaurants und Hostals, dass man keine Haeuser sieht. Hoert sich komisch an, macht aber schon Sinn: Wenn hundert Werbebotschaften versuchen zu koedern und den Blick lenken, wie soll ich mir dann noch ein Viertel normal ansehen koennen?

Nach Quito gings in einem Rutsch nach Kolumbien. Der Grenzuebergang war sehr voll aber unproblematisch (<- wie bisher alle Grenzuebergaenge in Suedamerika!). Die Landschaft aber wirklich grandios.

Ich hoffe nur Kolumbien verschiesst nicht schon sein ganzen Pulver hier an der Grenze, ich will doch Kristin noch schoene Landschaften im Norden zeigen!
In der ersten Etappe gings nach Pasto, dann nach Popayan und von da aus durchs kolumbianische Hinterland nach Neiva und Bogota.

Im Grunde fuehle ich mich in Kolumbien soweit sehr sicher. Gerade im Sueden vermitteln sehr viele Militaer- und Polizeikontrollen schon den Eindruck als haetten die das hier im Griff.
Je abgelegener die Strasse umso intensiver auch immer die Ueberpruefungen. Auf der oeben abgebildeten Strasse musst ich auch mein Gepaeck zeigen. Leider waren die Burschen danach ein wenig schuechtern und ich durfte kein Bild machen… Vllt kann ich noch eins nachliefern.

Bis Bogota hatte ich es also geschafft, auch wenn ich auf dem Weg kaum nach rechts und links gesehen habe. Ich hoffe ich kann mir wenigstens die Hauptattraktionen auf dem Rueckweg oder auf der Tour mit Kristin ansehen. Denn zu sehen gibt es hier einiges.
Bogota ist ein Hoellenloch. Riesengross und im Grunde das was ich mit einem Motorrad auf jeden Fall zu vermeiden suche. Und wenn man sich dann noch mit der Karte aus dem Fremdenfueher zu orientieren versucht, der keine Einbahnstrassen und Fussgaengerzonen kennzeichnet ist das Chaos natuerlich perfekt. Ich glaube ich bin mit Sicherheit 90 Minuten im Freitagnachmittagsverkehr in grosser Hitze durch die Stadt gegurkt. Alle Zeitlang mal Pausegemacht, damit das Oel-Thermometer der XT mal wieder von ueber 120 Grad runter kommen kann.
Die Stadt selbst ist dabei ein eher haesslicher Mix aus alten Haeusen (schoen) und „neuen“ Hochhausbauten (haesslich)

Am naechsten Tag ist dann Kristin angekommen und ich habe mich sehr gefreut sie hier zu haben. Es ist doch ein riesen Unterschied ob man allein oder zu zweit unterwegs ist.
Ein ziemlich offensichtlicher Wechsel war die Art mit der wir uns nach einem langen Tag belohnen. Allein habe ich mir ab und zu ein Bier gegeonnt, mit den Briten jeden Abend ein halbes Dutzend und mit Kristin gibts zum Runterkommen das hier:

Nach einigem Federlassen beim Gepaeck gings dann nach ein paar Tagen ausruhen in einem teuren Hostal Richtung Norden. Meist in kleinen Etappen.
Eine besonders schoene Sache am gemeinsamen Reisen ist das man sich Aufgaben aufteilen kann (keiner hat hier was von deligieren gesagt!) und aus dem Grund lasse ich hier jetzt mal Kristin schreiben.

Tja nun bin ich also auch auf der anderen Seite der Erde angekommen. Ausgestattet mit top Motorrad Klamotten (danke fuer die super Hilfe !!!) , Ersatzteile statt Schokolade fuer Kosta und ein, zwei Oberteilen und Unterteilen zum wechseln.
Voellig entnervt wurde ich vom Flughafen erstmal mit einem riesen Kuss und einem noch riesigeren Schokoladenkeks, von Kosta empfangen, der sich als einziger dadurch vom Rest der Masse abhob, dass er kein Schild mit irgendwelchen Namen in die Hoehe hielt :-). Seelig mit meinem Riesenkeks in der Hand, ging es dann auch gleich in ein Hostel in Bogota. Danach folgten 2 Tage Anpassung an die neuen Umsteande (schlafen schlafen schlafen ), ein erstes Heranfuehren an das spanische Vokabular um puenktlich zum ersten Juli die Motorradreise Richtung Cartagena zu starten. Wobei ich den Satz : ¡ Dame un beso grande con calor ! schon im Flieger beigebracht bekam und seit dem in regelmaessigen Abstaenden wiederhole.
Angefangen im etwas gemaessigteren Bogota lernten wir schon am zweiten Tag, dass tropischere Klima in Villa de Leiva kennen

Chillen Hostal Villa de Leiva

(Gluehwuermer ganz eindeutig zu erkennen)

(auf dieser Tour konnte ich auch den ersten Kolibri sehen und war mehr als erstaunt uber diese Miniaturausgabe). (Die erste Station „Zapaquira“ wird von mir noch weiter unten beschrieben) Mit den vielen Kurven in diesem bergigeren Abschnitt, in den wir uns seit Villa de Leiva befanden, konnte ich mich erst kurz vorm Ende des Gebirges anfreunden und war heut ganz wehmuetig die geraden langweiligen Strecken herbei gesehnt zu haben. Trotz der vielen LKW’s, die immer wieder fuer riesige Ketten angestauter Moppeds und Autos sorgten, blieb nicht viel Zeit zum aergern, denn in der naechsten Sekunde lagen sie schon wieder weit hinter uns.
Nach Villa de Leiva folgte San Gil, ein kleiner sehr huebscher, belebter und von vielen Kolumbianer als Urlaubsziel genutzter Ort, der mir bis jetzt am besten gefiel und der dieses typische suedamerikanische Flair zu 100% erfuellte, dass ich mir vor meiner Reise ausgemalt habe.

Mit einem Plaza central auf dem sich alle Kolumbianer einfinden um ueber das kommende Fussballspiel zu reden, Kinder die ihre Eltern ordentlich bei Laune halten, Musiker, Maler und jegliche Art an Verkaeufern, die noch versuchen den Restbestand des Tages loszubekommen und viele junge Leute , die sich um den Getreankeladen zentrierten, fuellte sich dieser Platz am Abend und wird zu einem bunten und belebten Ort. Auch zum Kleider, Schmuck und Schuhe shoppen, war San Gil mehr als geeignet

(auch wenn meine Begeisterung eher bei den Baeckereien und Saftleaden lag).

Puenktlich um 9 sassen wir dann am Samstag in einer Bar, um von da aus mit einer Tasse echten kolumbianischen Kaffe

das Spiel, Deutschland gegen Argentinien zu verfolgen, wobei wir am Ende mit unserer Freude ueber den Sieg von dem Rest der Geaste begleitet wurden.

Kristin hat die erste Station ganz ausgelassen, darum schreib ich noch schnell ein paar Worte dazu.
Zapaquira ist eine kleine Stadt nur etwa 20 km von der Stadtgrenze Bogotas entfernt und hat eine der sehenswertesten Staetten in Kolumbien. In ein Salzbergwerk ist eine Kathedrale mitsamt Kreuzweg gehaemmert worden.

Das Salz ist dabei im Stein und muss fuer die Gewinnung mit viel Wasser aus dem Bruch, der aus dem Berg transportiert wird, ausgespuelt werden.

Die ganze Aufmachung war sehr beeindruckend.

Taufbecken

Kreuzweg

Am Ende der Tour gabs den „tiefsten Caffee Kolumbiens“ (ein teures Vergnuegen, das uns meine Oma gesponsort hat) und er war, obwohl ich kein grosser Kaffeetrinker bin, sehr gut.

Zapaquira selbst ist eine relaxte, ruhige Stadt mit einem wirklich schoenen Zentrum, wie es viele kolumbianische Staedte haben:

Durch die Aufteilung des Artikels ist es diesmal nicht ganz so zum erwuenschten roten Faden gekommen. Dadurch sind auch noch ein paar Bilder ueber, die es jetzt einfach hinterher gibt.

1.)
Downsizing
Hier auch ein Mal ein gutes Beispiel inwiefern uns die Suedamerikaner schon voraus sind: In der deutschen Automobilindustrie wird die ganze Zeit vom „Downsizing“ gesprochen. Suedamerikanische Bauern haben das schon laengst umgesetzt, wie an diesem Bullen unschwer zu erkennen ist.

2.)
EasyRider

3.)
Packesel

Danke fuers Lesen und fuer eure Kommentare!
Ich hoffe bald wieder zum Posten zu kommen, wobei sich keiner wundern darf wenn die Kadenz in diesem Monat etwas abnimmt.
Bis dann
Kosta und Kristin


Antworten

  1. Cool, dass du/ihr euch die Zeit mal wieder genommen habt uns hier auf dem Laufenden zu halten. Weiter gute Fahrt.

  2. Schön, dass Euer Zusammenkommen so reibungslos geklappt hat! Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie sehr Deine Beiträge das momentane triste Einerlei meines Alltags aufwerten, also vergesst uns nicht ganz! ; )
    Ansonsten wünsch ich Euch eine tolle Zeit zusammen und wenig „Umfälle“!

  3. Hi Kosta,
    siehst ziemlich entspannt aus. Um den kolumbianischen Kaffee beneide ich dich richtig. Freut mich das Du jetzt Gesellschaft hast…
    Belohnungen nach einem langen Tag scheinen ja zu einer ganz delikaten Angelegenheit geworden zu sein 😉

    Gute Fahrt!
    ~Thomas

  4. Ihr seht toll aus auf dem Muli! Viel Spass und gute Fahrt. Ich bin schon gespannt, wo der point of return sein wird.

  5. Moin moin ihr beiden. sieht gut aus was ihr da macht. Hoffe der erste sturz läst lang auf sich warten. Wir (roland und ich) hatten unseren gestern. gab mal wieder eine Party. Rolansd geburtstag. War sehr cool nur das Roland für etwa 3 stunden verschwunden war um die Rosen zu düngen. Hahaha aber meinem Kopf geht es auch nicht besser. Werden uns nun erstmal erholen. Bis bald


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